Von Max, Maria und anderen Mustermännern und Musterfrauen

Beitragsfoto John Doe

Wer kennt sie nicht: den feschen Max Mustermann und die charmante Maria Musterfrau, die uns von allen möglichen Personalausweismustern und -vorlagen freundlich entgegenlachen?
Hierbei handelt es sich um sogenannte Platzhalternamen, hinter denen sich fiktive Personen verbergen, die uns zusammen mit anderen fiktiven Eingaben wie Geburtsdatum, Adresse etc. dabei helfen sollen, diverse Formulare und Ähnliches auszufüllen. Und so sind Herr Mustermann und Frau Musterfrau in Deutschland und Österreich weithin bekannt.
Und weil diese Platzhalternamen so verbreitet sind, fanden sie sich oft sogar in so manche anekdotische Geschichte verwickelt, wie z. B. im jüngsten Beispiel aus Burgenlandwahl vom 2. Oktober 2022, Der Standard schrieb dazu:

In Eisenstadt war man anscheinend zu faul, im Folder, der die Vorzugsstimmen-Wahl erklärt, die Vorlage zu bearbeiten und die eigene Liste einzutragen. Dort findet man nun unter „Auszug aus dem Stimmzettel für die Gemeinderatswahl am 2. Oktober 2022 in Eisenstadt“ 15 Mal eine Margit Musterfrau und 15 Mal einen Max Mustermann, mit jeweils anderen Geburtsjahren, die zur Wahl stehen.
(Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000139596795/margit-musterfrau-will-buergermeisterin-in-eisenstadt-werden, zuletzt aufgerufen am 4. 10. 2022)

Im Englischen gibt es eine ganze Reihe von „placeholder names“, die ähnliche Funktionen wie im Deutschen erfüllen: Neben Jane Doe und John Doe, die nicht nur als Platzhalternamen fungieren, sondern in Kriminalfällen auch als Bezeichnungen für Leichen mit unbekannter Identität gebraucht werden und so manchem Criminal-Minds-Fan geläufig sein sollten, gibt es in Großbritannien z. B. auch einen Joe Bloggs – dieser Name wird vor allem im Zusammenhang mit Studien, praktisch als „ein Mann von der Straße“ verwendet (vgl. „Otto Normalverbraucher“); auch John Q. Public ist eine beliebte Alternative.
In manchen Formularen trifft man im englischsprachigen Raum sogar auf ganze Platzhalteradressen:
Sam Sample
123 Sample Way
Anytown, USA

Im Italienischen ist der „formalere“ Platzhaltername Mario Rossi und in den meisten spanischsprachigen Ländern Juan Pérez, also keine „kreativen“ Lösungen, sondern einfach Kombinationen besonders häufiger Vor- und Nachnamen. Daneben gibt es im Spanischen auch noch den Ausdruck Fulano, Fulana (aus dem arabischen fulān), auch Fulano de Tal, zur Bezeichnung von Personen, deren Namen man nicht kennt oder der irrelevant ist („Frau/Herr So-und-so“, „ein gewisser Herr/eine gewisse Dame“). 

In ostslawischen Sprachen, wie Russisch und Ukrainisch, gibt es hingegen keine etablierten Platzhalternamen: Neben einer Variante mit gebräuchlichen Männer- und Frauennamen (z. B. Iwanow Iwan Iwanowitsch, Aleksandrowa Aleksandra Aleksandrowna) findet man in diversen Formularen und Ausweismustern nüchterne Ф. И. О. (F. I. O. – Familija Imja Ottschestwo – Russisch) und ПІБ (PIB – Priswische, Imja, po Batjkowi – Ukrainisch) – Nachname Name Vatersname – eine eindeutige Aufforderung, welche Information in diese Zeile hineingehört.

Gibt es gebräuchliche Platzhalternamen in euren Sprachen? Wir freuen uns auf eure Kommentare und Mails und sind sehr gespannt, etwas Neues zu lernen.

Wir bedanken uns herzlich bei Josef G. Mitterer, unserem Cheftheoretiker und Berater zu romanischen Sprachen, sowie bei unseren ÜbersetzerInnen fürs Englische, Russische und Ukrainische für die bereitgestellten Informationen, die wir beim Verfassen dieses Artikels verwenden durften.